Rhythmologie (Herzrhythmusstörungen)

Damit das Herz einwandfrei arbeiten kann, müssen neben verschiedenen Aspekte wie eine ausreichende Blutversorgung oder eine intakte Pumpfunktion auch eine regelrechte „Herz-Elektrik“ (Elektrophysiologie des Herzens) vorliegen. Jedem normalen Herzschlag geht ein elektrischer Impuls des sogenannten Sinusknoten voraus. Abweichungen von der normalen Herzschlagfolge bzw. eine Störung dieser Funktion werden als Herzrhythmusstörungen bezeichnet. Häufig sind sie mit anderen Erkrankungen des Herzens (z. B. bei koronarer Herzkrankheit, Herzklappenfehlern, Herzmuskelerkrankungen) oder mit Stoffwechselstörungen (Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus, Elektrolytstörungen) und Bluthochdruck vergesellschaftet oder können durch Medikamente ausgelöst werden. Typische Symptome von Herzrhythmusstörungen sind Herzrasen oder -stolpern, Angstgefühle, Leistungsschwäche, Brustschmerzen, Luftnot oder Schwindel bis hin zur Bewusstlosigkeit.
 
Die Elektrophysiologische Untersuchung (EPU) dient der Aufdeckung und eventuell der Therapie verschiedener Herzrhythmusstörungen mit sogenannter Ablation (Verödung). Diese Untersuchung und Therapie ist ein fester Bestandteil der Klinik für Kardiologie, Nephrologie und Internistischer Internsivmedizin am Rhein-Maas Klinikum, hier steht ein EPU-Labor der neuesten Generation mit allen technischen Möglichkeiten (Konventionelle Ablation, Kryoablation und 3D Mapping mit EnSite Precision Cardiac System) zur Verfügung. Manche Untersuchungen können sogar ohne Röntgenbestrahlung (ohne Fluoroskopie) durchgeführt werden, ein Vorteil insbesondere für jüngere Patientinnen und Patienten oder schwangere Frauen.
 
Man unterscheidet langsame (bradykarde) und schnelle (tachykarde) Herzrhythmusstörungen, die aus den Herzvorhöfen oder den Herzkammern kommen und anfallsweise oder dauerhaft, angeboren oder erworben auftreten können. Regelhaft sind diese Störungen sehr belastend für die Patientinnen und Patienten. 

Eine Auswahl aus möglichen Rhythmusstörungen ist:
Vorhofflimmern ist die häufigste aller Herzrhythmusstörungen. Die Beschwerden können sehr unterschiedlich sein, die häufigsten Symptome sind Herzrasen, Unruhe, Luftnot, Schwindel und manchmal thorakale Schmerzen, nicht selten ist ein Schlaganfall die erste Manifestation des Vorhofflimmerns.

Die Rolle der Lungenvenen wurde für die Entstehung des „anfallsweisen“ Vorhofflimmerns im Jahr 1998 entdeckt. Hierbei wurden Stränge (Fädchen) von Herzmuskelzellen in den Lungenvenen nahe der Einmündung in die linke Vorkammer nachgewiesen, die sehr schnelle und chaotische elektrische Impulse abgeben (Trigger). Durch die Verbindung dieser Muskelstränge mit der linken Vorkammer, beginnt diese als Folge dieser Impulse zu flimmern. Eine Isolation der Lungenvenen durch Verödung (Ablation) des Gewebes um die Lungenveneneinmündungen unterbricht die elektrische Verbindung und beendet bei etwa 70-80% der betroffenen Patientinnen und Patienten das Vorhofflimmern.

Die Ablationsbehandlung kommt zum Einsatz, wenn eine medikamentöse Therapie das Vorhofflimmern nicht wirksam unterdrückt oder im Falle der Unverträglichkeit bzw. Nebenwirkungen dieser Therapie. Die Ablationstherapie stellt häufig auch die beste Therapieoption dar, z. B. bei Patientinnen und Patienten mit symptomatischen Tachykardien, mit schlechter Herzpumpleistung oder mit Wechsel zwischen einem schnellen und langsamen Herzschlag. Nach aktuellen internationalen Empfehlungen sollte bei Frauen generell eher an eine Elektrophysiologische Untersuchung und Verödung nachgedacht werden.

Regelhaft wird eine Kryoballon-Ablation (Kälte oder Eisballon) durchgeführt, hier werden die Lungenvenen an ihrer Einmündung in der linken Vorkammer durch einen über die Leiste eingeführten und im linken Vorhof entfalteten Kryoballonkatheter vorübergehend (2-3 Minuten) verschlossen (siehe Abbildung).



Durch Verdampfen eines Gases innerhalb des Ballons, wird ein schmaler Gewebesaum rund um jede Lungenveneneinmündung auf -40°C bis -65°C gekühlt. Am Ende der Verödungstherapie verbleibt ein Narbensaum, der die Lungenvenen gegen die linke Vorkammer elektrisch isoliert.

Sollte das Vorhofflimmern nach einiger Zeit (nach 2-3 Monaten von erster Ablation) wieder auftreten, kann eine zweite Ablation mittels Radiofrequenzablation (Hitze oder Strom) mit Hilfe einer 3-dimensionalen Darstellung des Vorkammer-Gewebes und Lungenvenen durchgeführt werden.
Die Untersuchungen und Ablationen werden unter tiefer Sedierung (Schlaf) durchgeführt.
Das typische Vorhofflattern entsteht durch kreisende Erregungsströme innerhalb des rechten Vorhofs. Diese kreisende Stromflüsse können durch eine Unterbrechung durch Ablationskatheter (Hochfrequenzwechselstrom) in einer bestimmten Region (hier zwischen Herzklappe und Einmündung der unteren Hohlvene, Vena cava inferior, siehe Abbildung) beendet werden.


Andere supraventrikuläre Tachykardien wie AV Knoten Reentry Tachykardie (AVNRT), AV Reentry Tachykardie (AVRT und WPW), Vorkammertachykardie und linksatriales Vorhofflattern können auch durch eine 3-dimensionale elektro-anatomische Darstellung detektiert und dann verödet werden (siehe Abbildung).

 

Ventrikuläre Tachykardien sind häufig lebensbedrohliche Rhythmusstörungen, die öfter bei Patientinnen und Patienten mit schweren Herzerkrankungen wie Durchblutungsstörungen, Infarkten oder Herzschwäche betreffen. Sie entstehen zumeist durch kreisende Erregungsströme durch das erkrankte Herzmuskelgewebe. Neben einer Behandlung der Grunderkrankung und Einleitung einer antiarrhythmischen Therapie, steht hier in aller Regel die Versorgung mit einem implantierbaren Defibrillator (ICD) im Vordergrund. Treten die Rhythmusstörungen trotz dieser Maßnahmen gehäuft auf, können durch eine elektrophysiologische Untersuchung die kritischen Strukturen identifiziert und verödet werden.


Erfolgreiche Ablation einer Ventrikulären Extrasystolie aus der HIS Region


Durch eine gesteigerte Aktivität einzelner Herzmuskelzellen (Focus) kann es im einfachsten Fall zu vermehrten Extraschlägen (ventrikuläre Extrasystolen) kommen, die als Herzstolpern empfunden werden. Bei sehr häufigen Extraschlägen kann es bei einigen Menschen zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) kommen. Im gravierendem Fall entwickeln sich auch anhaltende Tachykardien, die als sehr unangenehm wahrgenommen werden und das Herz deutlich schädigen können. Durch eine elektrophysiologische Untersuchung lässt sich der Focus mittels einer 3D elektro-anatomischen Darstellung lokalisieren und gezielt veröden.
 
Für weitere Fragen zu Herzrhythmustörungen oder deren Behandlungsmöglichkeiten stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Ihr Ansprechpartner

Ghazi Al-Ateah
Oberarzt
Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie

Tel. 02405 62-3333

Schwerpunkt
Rhythmologie
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Ghazi Al-Ateah© Rhein-Maas Klinikum
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