MedikamenteDie medikamentöse Therapie spielt bei der Behandlung der hyperkontraktilen Motilitätsstörungen praktisch keine Rolle. Bisher gibt es kein Medikament, welches eine spezifische Wirkung auf den unteren Ösophaguspinkter entfaltet, welches zur Behandlung der Achalasie wünschenswert wäre. Ähnlich verhält es sich beim diffusem Ösophaguspasmus und auch dem Jackhammer-Ösophagus. Medikamente mit einer potentiell muskelentspannenden Wirkung wie z.B. Kalzium-Antagonisten sind in der Regel ohne Effekt.
Botox-InjektionDie Injektionen von Botulinumtoxin spielen wenn überhaupt nur eine Rolle bei der Achalasie. Hierbei wird das Nervengift zur Lähmung der zur Erkrankung führenden Muskulatur im Bereich des unteren Ösophagussphinkters im Rahmen einer Magenspieglung eingespritzt. Dies ist technisch sehr einfach und ist mit praktisch keinerlei Nebenwirkungen verbunden. Der Grund, weswegen sich diese Behandlung nicht durchgesetzt hat, ist die nur kurz anhaltende Wirkung. In der Regel werden die Patienten nach 3 Monaten erneut symptomatisch. Diesen kurzfristigen Effekt kann man sich allerdings bei Frühformen der Achalasie zur Diagnosebestätigung zu Nutze machen. Zu Bedenken ist, dass eine wiederholte Botox-Injektion eine nachfolgende Myotomie erschweren kann.
Pneumatische DilatationEine ernst zu nehmende Behandlungsform bei der Achalasie stellt die pneumatische Dilatation dar. Hier wird ein wassergefüllter Ballon im Rahmen einer Magenspiegelung an den Übergang zwischen Speiseröhre und Magen platziert und nachfolgend aufgeblasen. Durch den dadurch entstehenden Druck kommt es zu einer Zerreißung der erkrankten Muskulatur bei der Achalasie mit nachfolgender gewünschten Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters. Der Vorteil dieser Methode ist die technisch einfache Durchführung ohne Narkose und auch die langjährige Erfahrung mit dieser Technik. Bei Patienten mit anderen hyperkontraktilen Motilitätsstörungen als der Achalasie ist die Ballon-Dilatation ohne Nutzen und auch bei insbesondere jungen Patienten mit der Achalasie sowie dem Symptom Brustschmerz scheint diese Methode einer Myotomie unterlegen zu sein. Zudem sollte bei einem frühen Erkrankungsrückfall nach Dilatation an eine Änderung der Therapie hin zu einer Myotomie gedacht werden.
Im linken Röntgenbild zeigt sich der noch nicht ganz gefüllte Dilatationsballon bei einem Patienten mit Achalasie. Hier findet sich die Einkerbung des Ballons genau an der Stelle, an der der Ösophagus in den Magen übergeht. Im rechten Bild kommt es nach weiterem Füllen des Ballons zu einem Verstreichen der Einkerbung und damit Sprengung der erkrankten Muskulatur.
Heller-MyotomieBei der Heller-Myotomie handelt es sich um ein operatives Verfahren zur Behandlung der Achalasie, bei dem die ringförmig angeordnete Muskulatur des unteren Ösophagussphinkters bis in den oberen Anteil des Magens durchtrennt wird. In der Regel erfolgt diese Operation laparoskopisch („Schlüssellochtechnik“) und wird kombiniert mit einem Antirefluxverfahren zur Verminderung des postoperativen Refluxes. Bei der Achalasie liegen die langfristigen Erfolgsraten bei 85-90%. Problematisch sind insbesondere Patienten mit Achalasie Typ III, da hier auch eine Hyperkontraktion der Speiseröhre vorliegt und diese erkrankten Regionen mit der Heller-Myotomie rein anatomisch nicht erreicht werden können. Bei diesen Patienten und insbesondere allen Patienten mit einem diffusem Ösophagusspasmus und dem Jackhammer-Ösophagus stellt die POEM die einzige sinnvolle Therapieoption dar.
POEMDie perorale endoskopische Myotomie (POEM) ist ein rein endoskopisches Verfahren zur Durchtrennung der erkrankten Muskulatur der Speiseröhre. Abgesehen davon, dass bei dieser Methode keine eigentliche Operation notwendig ist, kann bei dieser Technik die Länge der Myotomie (Durchtrennung der Muskulatur) frei bestimmt werden. Damit ermöglicht dieses Verfahren erstmals eine effektive Behandlung der hyperkontraktilen Motilitätsstörungen wie dem diffusem Ösophagusspasmus und dem Jackhammer-Ösophagus, für die es bisher keinerlei Therapiemöglichkeiten gab. Zudem ist die POEM auch bei der Achalasie äußerst effektiv. Die eigenen Erfahrungen sowie auch die bisher veröffentlichten Studien sprechen von einer Erfolgsrate um die 90%. Im Vergleich zur laparoskopischen Myotomie scheint die objektivierbare postinterventionelle Refluxrate etwas höher zu sein, im klinischen Alltag macht sich dies aber nicht bemerkbar. Möglicherweise liegt das an der Schonung der natürlichen Antirefluxbarriere durch die POEM im Gegensatz zur laparoskopischen Heller-Myotomie. Nicht zu vergessen ist, dass die POEM eine technisch anspruchsvolle Behandlungsmethode ist und nur an spezialisierten Zentren angeboten wird bzw. werden sollte. Herr Professor Dr. med. J. Tischendorf, Chefarzt der Klinik, hat bereits vor vielen Jahren als erster der Region die Technik der sogenannten peroralen endoskopischen Myotomie (POEM) etabliert und führt alle Eingriffe persönlich durch.
Technisch läuft die POEM wie folgt ab: Zur Auftrennung der Schichten der Speiseröhre wird zunächst oberhalb des zu behandelnden Muskelgewebes eine Kombination aus Wasser und einem bläulichen Färbemittel eingespritzt. Mit einem speziellen Miniatur-Messer wird die oberflächlichste Schleimhautschicht über eine Strecke von etwa 1,5-2cm eingeschnitten. Nachfolgend kann dann ein Tunnel innerhalb der weichen Bindegewebsschicht der Speiseröhrenwand bis ca. 2cm über den gastroösophagealen Übergang hinaus geschaffen werden. Die Länge des Tunnels wird je nach individuellem Krankheitsbild des Patienten unterschiedlich lang gewählt und ermöglicht dem Untersucher den freien endoskopischen Blick und damit auch Zugang zur Muskelschicht der Speiseröhre. Nun kann in dem entscheidenden Untersuchungsschritt die Ringmuskulatur kurz unter halb des Schleimhauteinschnitts bis unterhalb des gastroösophagealen Übergangs durchtrennt werden. Die Technik der POEM ermöglicht dabei das Millimeter-genaue Arbeiten unter Sicht. Abschließend wird die kleine 1,5-2cm lange Öffnung der Schleimhaut wieder mittels Metall-Clips verschlossen. Diese Metall-Clips sind sehr klein und fallen nach Tagen/Wochen ab und verlassen den Körper auf natürlichem Weg.
Verschaffen Sie sich auch gerne einen Eindruck im untenstehenden Video.
Diese Bildreihe zeigt Ihnen exemplarisch die entscheidenden Schritte bei einer POEM bei einem Patienten mit Achalasie. Zunächst wird die oberflächlichste Schicht der Speiseröhre über eine kurze Strecke eröffnet (linkes Bild). Das 2. Bild von links zeigt die Präparation des Tunnels innerhalb der Bindegewebsschicht der Speiseröhrenwand. Das 2. Bild von rechts gibt den Blick auf die Muskelstränge der Speiseröhre frei, die nachfolgend gezielt durchtrennt werden können. Im rechten Bild ist die mit kleinen Metallclips wieder verschlossene Öffnung der Schleimhaut dargestellt.