Neue Wege in der Nachsorge von Defibrillatoren

Rhein-Maas Klinikum führt innovative telemedizinische Komponente in der Kardiologie ein

Patienten mit implantierten Defibrillatoren müssen engmaschig vom Arzt betreut werden. „Ähnlich wie bei einer TÜV-Untersuchung eines Autos, müssen auch Defibrillatoren regelmäßig auf ihre Funktion hin überprüft werden“, erklärt Prof. Dr. Michael Becker, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Nephrologie und Internistische Intensivmedizin im Rhein-Maas Klinikum in Würselen. Normalerweise suchen die Patienten hierfür regelmäßig ihren Kardiologen auf, der diese Untersuchung in einer Praxis oder im Krankenhaus vornimmt.

Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie kostet es viele Patienten Überwindung wegen routinemäßiger Kontrolluntersuchungen Termine bei ihren behandelnden Ärzten wahrzunehmen. „Zahlreiche Patienten mit Implantat sind schon betagter und weisen häufig eine Reihe an Begleiterkrankungen auf, die mit einem erhöhten Risiko für einen schwerwiegenden COVID-19-Krankheitsverlauf einhergehen könnten. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass auch bei ihnen die kleinen medizintechnischen Helfer komplikationsfrei arbeiten“, führt Prof. Becker weiter aus.


Freuen sich über die neue Möglichkeit Patienten telemedizinisch betreuen zu können: Dejan Nachoski (li.), verantwortlicher Oberarzt und Prof. Dr. med. Michael Becker, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Nephrologie und Internistische Intensivmedizin.

Zur Sicherstellung einer leitliniengerechten Therapie gehen die Kardiologen im Rhein-Maas Klinikum daher jetzt neue Wege und bieten ihren Implantat-Patienten alternativ zu den routinemäßigen Präsenzkontrollen die Möglichkeit zur Fernnachsorge. „Mithilfe eines mobilen Übertragungsgerätes, das ähnlich wie ein Handy funktioniert, können unsere Patienten ihre Defibrillator-Daten verschlüsselt über das Mobilfunknetz an uns übertragen. Über eine gesicherte Online-Plattform können wir, neben der Funktionstüchtigkeit des Geräts und der Elektroden, auch den Herzzustand über den Bildschirm prüfen und den Patienten gegebenenfalls einbestellen und vor Ort behandeln. Das erlaubt es uns, viel schneller auf Veränderungen zu reagieren. So wird die Anzahl der Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte unserer Patienten auf ein notwendiges Minimum reduziert“, berichtet der verantwortliche Oberarzt Dejan Nachoski.

Aktuell werden in Deutschland weniger als 20 Prozent aller Patienten mit Defibrillatoren telemedizinisch betreut, obwohl diese Funktionsanalyse eine Kassenleistung und in den kardiologischen Behandlungsleitlinien verankert ist. In den USA und Frankreich werden dagegen bereits deutlich mehr Patienten mit implantiertem Defibrillator telemedizinisch nachversorgt.
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